Pressestimmen zu „Die Nachtigall“

Liedduo führte das Märchen „Die Nachtigall“ von Hans Christian Andersen auf Zauberhaft schwebende Leichtigkeit

Wundersam poetisch, von romantischer Melancholie und zauberhaft schwebender Leichtigkeit, also völlig unzeitgemäß, war die Aufführung der „Nachtigall“, eines Märchens von Hans Christian Andersen im Bürgerhaus Backnang durch das Liedduo Renate Brosch (Sopran) und Karl-Friedrich Schäfer (Klavier).

Die Backnanger Jugendmusikschule und ihr Förderverein hatten eingeladen, und es mag schon sein, dass der eine oder andere im (erstaunlich zahlreichen) Publikum hauptsächlich deshalb gekommen war, um seine Verbundenheit mit der Jugendmusikschule auszudrücken. Gleichwohl, das Märchen vom Kaiser in China, dem die Musik einer kleinen Nachtigall in Todesnot das Leben rettet, schlug auch den hartgesottensten Rationalisten in seinen Bann. Renate Brosch erzählt die romantische, aber eben doch von unbezwinglicher Ironie und Komik geprägte Geschichte und sang davor, danach und zwischendurch frei gewählte, aber in Stimmung und Ausdruck wunderbar passende Lieder, vor allem (wie könnte es anders sein?) der Romantik. Träumerisch und doch strahlend konnte sie singen (zum Beispiel Lieder von Clara und Robert Schumann), sehnsuchtsvoll und doch glasglockenklar wie der Vogelzug nach Süden (Fanny Hensel und Johannes Brahms). Aber dann konnte sie auch wieder ganz anders: Als die Nachtigall in Gefangenschaft gerät, wurde die Stimme der Sängerin schneidend, Ton gewordener Schmerz, spiegelscherbenspitz (Gustav Mahler).

Karl-Friedrich Schäfer am Flügel stand ihr an Ausdruckskraft und Variabilität nicht nach. Das Harte, Spitze und Trockene (Mahler) gelang ihm ebenso gut wie die schmelzende Trauer (Schumann), freudig-strahlende Melodiebögen (Antonín Dvorák) ebenso gut wie fragmentarische, zweifelnde Tontupfen im Nichts (Anton Webern). Ja, und dann, zum Schluss, zum guten und herrlichen Schluss, machte es gar nichts, dass man Dvoráks Lieder der Rusalka nicht verstand, dass da in der tschechischen Originalsprache der Mond angesungen wurde – hier im Bürgerhaus ging die Sonne auf, der Kaiser lebte, die Nachtigall sang, die Brust weitete sich, das Klavier zog weltumspannende Bögen, die Stimme wuchs und wuchs hinauf über den Kronleuchter im Foyer des Bürgerhauses und hinaus in die weite Welt: Herrlich war das, weit wie das Meer und tief wie das Dunkel der Wälder, und der Kaiser lachte vor Lebenslust, und wir lachten mit und waren froh, so froh, dabei gewesen zu sein.
(Backnanger Zeitung)


Märchenhaftes auf Schloss Filseck

Hans-Christian Andersens Märchen „Die Nachtigall“ stand im Mittelpunkt einer mit Musik angereicherten Matinee auf Schloss Filseck.

So naiv und vordergründig fantastisch, wie man oft glauben möchte, sind die Märchen des 19. Jahrhunderts keinesfalls. Und mehr noch als die der Brüder Grimm sind die Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen durchsetzt von einer raffinierten Hintergründigkeit, von Ironie und überraschend deutlichen, manchmal fast derben sozial- und kutlurkritischen Anmerkungen.

An all diese Aspekte und Anspielungen lässt sich trefflich anknüpfen. Sie können paraphrasiert, vertieft, ausgeweitet oder auch kritisch kommentiert oder in Frage gestellt werden, etwa durch den großen Schatz klavierbegleiteter Lieder des 19. Jahrhunderts. So entsteht ein vielschichtiges musikalisch-literarisches Geflecht von reicher Vielfalt und dichter Eindringlichkeit.

Im Zentrum der sonntäglichen Matinee auf Schloss Filseck stand das Märchen „Die Nachtigall“, von der Sopranistin Renate Brosch auswendig rezitiert. Die Geschichte von der Nachtigall, die trotz ihres zu Herzen gehenden Gesangs vom chinesischen Kaiserhof verbannt und durch einen mechanischen Vogel ersetzt wird, bis der Kaiser zum Sterben kommt und die Nachtigall zurückruft, ist nur vordergründig ein Märchen, in ihrer Tiefenschicht aber eine Parabel über die wahre und echte Kunst. Durch klug und sensibel ausgewählte Lieder von Clara und Robert Schumann, Gustav Mahler, Johannes Brahms, Alban Berg, Anton Webern, Hugo Wolf und Fanny Hensel wurde das Märchen musikalisch reflektiert und ausgeleuchtet. Die Konzeption, mit der die Künstlerin Literarisches und Musikalisches zu einem vielfach gebrochenen, dennoch stimmigen Ganzen verband, war überzeugend.

Bei der Gestaltung der Lieder war Renate Brosch hörbar bestrebt, Stimmung und Ausdrucksgehalt der jeweiligen Stücke zu vermitteln. Karl-Friedrich Schäfer am Klavier war ein idealer Begleiter, feinsinnig und subtil, aber auch zupackend und kraftvoll, wenn es die Musik erforderte.
(Neue Württembergische Zeitung)

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